Las Pichillas Futterplatz

Der Futterplatz
Diese Webcam befindet sich im Bereich der Deponie Las Pichillas (Binaced, Huesca, Nordostspanien) und ist einer der ältesten bekannten Fütterungsplätze für Aasfresser in Spanien. Bereits in den 1970er wurden viele dieser Plätze geschlossen und Gruben an Orten geöffnet, an denen die Aasfresser keine Nahrung mehr finden konnten. In dieser Zeit erkannte eine Gruppe junger Menschen aus Binaced, welche die Vögel an den Futterplätzen zählten, die wichtige Bedeutung dieser Plätze für das Überleben mehrerer Vogelarten und auch die Bedeutung des Gebietes aufgrund der Anzahl der dort überwinternden Rotmilane. 1980 gründeten sie den "Fonds der Freunde des Geiers" (Fondo de Amigos del Buitre-FAB). Der Stadtrat beauftragte im Zuge dessen diese Organisation für die Einzäunung des Futterplatzes. Seit 40 Jahren füttern und untersuchen sie nun die Vogelpopulationen an diesem Futterplatz.
Dieser Futterplatz gehört zum "Aragonesischen Netzwerk von Futterplätzen für Aasfresser" (Red Aragonesa de Comederos de Aves Necrófagas-RACAN) der Regionalregierung von Aragon und ist einer der wichtigsten, die von den verschiedenen autonomen Gemeinschaften ins Leben gerufen wurden. Er wird von der FAB verwaltet und jeden Monat werden etwa 20.000 kg Fleischabfälle aus einem nahen gelegenen Schlachthof beigesteuert. Alle Lebensmittel, die bereitgestellt werden, entsprechen den geltenden Gesundheitsgesetzen und der erforderlichen Genehmigung des Provinzrates von Huesca.

Warum ist ein Futterplatz notwendig?
In viele europäischen Ländern sind Futterplätze verboten. Doch gibt es Ausnahmen! In manchen Gebieten wie hier in Spanien sind solche Futterplätze teilweise notwendig für das Überleben solcher Greifvögel. Das Nahrungsangebot im Winter (vor allem bei langen und sehr ausgeprägten Winterperioden) ist so gering, dass die Tiere oftmals darunter leiden und den Winter nicht überstehen. Solche Futterplätze helfen, unter streng eingehaltenen Genehmigungen und Auflagen, bedrohte Arten zu schützen.

Vorkommende Arten
Die Arten, die den Futterplatz besuchen, variieren im Laufe des Jahres. Im Winter ist der Rotmilan (Milvus milvus) mit mehr als tausend überwinternden Vögeln in der Umgebung am häufigsten anzutreffen. Darüber hinaus sind andere Greifvögel wie der Schwarzmilan, die Rohrweihe (Circus aeruginosus; mit 50-100 Individuen) und der Mäusebussard (Buteo buteo) häufiger anzutreffen. Auch Korviden wie Elstern (Pica pica), Aaskrähen (Corvus corone), Kolkraben (Corvus corax) und verschiedene weitere Arten wie Einfarbstare (Sturnus unicolor) und Stare (Sturnus vulgaris), Haussperlinge (Passer domesticus), Feldsperlinge (Passer montanus) und Haubenlerchen (Galerida cristata) nutzen diesen Platz. Im Winter werden Gänsegeier (Gyps fulvus) durch die große Anzahl der überwinternden Rotmilane in aller Regel aus dem Gebiet vertrieben. Ab Februar verlassen die Rotmilane langsam das Gebiet und werden von Schmutzgeiern (Neophron percnopterus) und Schwarzmilanen abgelöst, die zusammen mit den Gänsegeiern die Hauptakteure im Frühling und Sommer sind. Viele kleine Vögel nutzen die große Anzahl von Insekten, die zwangsläufig durch die Futterstelle anfallen: Zum Beispiel fliegen  große Rauchschwalben-Trupps (Hirundo rustica) und regelmäßig Wiedehopfe (Upupa epops) vorbei und halten im Herbst bei ihrer Wanderung an, um die große Anzahl der Larven auszugraben und sich zu stärken. Angesichts der hohen Anzahl von Vögeln, die sich auf das Gebiet konzentrieren oder es häufig besuchen, erleichtert dieser Punkt die Lokalisierung von Vögeln, die in ganz Europa mit Ringen, Flügelmarkierungen und Sendern markiert sind, die von dieser Webcam und anderen am Fütterungsort installierten Kameras registriert werden können. Aus diesem Grund wird die Kamera manchmal verwendet, um nach markierten Vögeln zu suchen.

Die umliegenden Schlafplätze
In der Umgebung des Futterplatzes gibt es mehrere Schlafpätze von Rotmilanen. An manchen Nachmittagen konzentriert sich die Webcam auf diese Punkte, um den Einflug der Rotmilane zu den Bäumen zu beobachten, wo sie die Nacht verbringen werden.

LIFE EUROKITE
Die Installation dieser Webcam am Futterplatz Las Pichillas wurde dank des LIFE EUROKITE Projekts (LIFE18 NAT/AT/000048) möglich. Um den Rotmilan in ganz Europa zu erhalten, startete im Jahr 2020 dieses grenzüberschreitende Schutzprojekt für den Rotmilan und andere bedrohte Greifvogelarten in Europa. Dieses Projekt wird in den nächsten sieben Jahren in 26 europäischen Ländern mit Unterstützung von zahlreiche Partnern und Kofinanzierungspartnern durchgeführt. Die Koordination von diesem Projekt liegt bei der österreichischen Organisation MEGEG (Mitteleuropäische Gesellschaft zur Erhaltung der Greifvögel) und dem Technischen Büro für Biologie Mag. Dr. Rainer Raab in Österreich.

Diese Webcam ist Teil einer der drei Kameras, die im LIFE EUROKITE Projekt im Rahmen seiner Aktionen zur öffentlichen Sensibilisierung und Verbreitung der Ergebnisse verfügbar sind. Die Aktion wird dank der Unterstützung des Fondo de Amigos del Buitre (FAB), Ayuntamiento de Binaced und Servicio Provincial de Huesca de la Diputación General de Aragón durchgeführt.