Schwarzmilan

 

Allgemein

Der Schwarzmilan (Milvus migrans) ist ein mittelgroßer Greifvogel und hauptsächlich Zugvogel. Schwarzmilane unterscheiden sich von Rotmilanen durch die etwas geringere Größe, den weniger gegabelten Schwanz (im Flug sichtbar) und das im allgemeinen dunklere Gefieder. Das obere Gefieder ist braun, Kopf und Hals sind tendenziell heller gefärbt. Der Fleck hinter dem Auge erscheint dunkler. Die äußeren Flugfedern sind schwarz und die Federn haben dunkle Querbalken und sind an der Basis fleckig. Die unteren Körperbereiche sind hellbraun und werden zum Kinn hin heller. Die Körperfedern haben dunkle Schäfte, die ihm ein gestreiftes Aussehen verleihen. Derschnabel ist bis auf die Spitze (schwarz) gelblich gefärbt. Die Beine sind gelb und die Krallen sind schwarz. Die Flügelspannweite beträgt ca. 150 cm (Whistler 1949).

Lebensraum und Ökologie

Diese Art kommt in fast allen Lebensräumen vor. Der Schwarzmilan bewohnt Halbwüsten, Kulturflächen und fragmentierte Wälder und bevorzugt Gebiete unter 1.000 m mit angrenzenden Gewässern. In Europa vermeidet der Schwarzmilan das Brüten in städtischen Gebieten (Hagemeijer & Blair 1997). Er kommt zwischen Februar und Mai in seinen Brutgebieten an (Ferguson-Lees & Christie 2001), wo er meistens in der Gabel oder auf dem Ast eines Baumes nistet, verwendet aber auch Klippenleisten und künstliche Strukturen. Schwarzmilane überwintern in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Individuen in niedrigeren Breiten sind in der Regel keine Vollmigranten (del Hoyo et al. 1994). Schwarzmilane sind extrem anpassungsfähig und opportunistische Jäger (Mikila et al. 2016; Meheretu & Leirs 2019; Narayanan 1989). Sie ernähren sich von Aas sowie lebenden Vögeln, Säugetieren, Fischen, Eidechsen, Amphibien und Wirbellosen. Es ist sogar bekannt, dass Schwarzmilane sich auch von pflanzlichen Stoffen wie Palmölfrüchte ernähren. Menschlicher Müll ist in vielen Bereichen zu einer reichlichen Nahrungsquelle geworden (del Hoyo et al. 1994).

Population und Verbreitung

Die europäische Population wird auf 81.200 bis 109.000 Paare geschätzt. Die Population in den EU27 wird auf 47.500 bis 52.900 Paare geschätzt (IUCN, 2015). Der Schwarzmilan ist in Europa, Asien, Afrika und Australien verbreitet.

Populationsentwicklung

Die aktuelle Populationsentwicklung und der anhaltende Rückgang ausgewachsener Vögel sind nicht bekannt (IUCN 2015).

Bedrohungen

In Europa ist die Schwarzmilanpopulation im 20. Jahrhundert zurückgegangen. Die Art hat wie viele andere Raubvogelarten unter direkten Vergiftungen oder Abschuss sowie indirekten Vergiftungen durch verschmutztes Wasser und landwirtschaftliche Pestizide gelitten (Orta et al. 2015). Die Vergiftung mit Pestiziden führte in den 1950er Jahren zum Aussterben der Art in Israel (del Hoyo et al. 1994). Die Art ist auch anfällig für eine Verschlechterung des Lebensraums, z.B. in seinem westafrikanischen Verbreitungsgebiet, wo der Verlust des Waldlebensraums durch Abholzung und Überweidung zum Artenrückgang geführt hat (Thiollay 2007). Auch gehören Kollisionen mit Straßen- und Schienenverkehr, Windkraftanlagen, sowie Kollisionen mit Stromleitungen und Strommasten (Duchamp 2003, Mammen et al. 2009, P. Tourret in Lit. 2009, Mionnet 2007) zu den Todesursachen (Strix 2012).

Referenzen

Del Hoyo, J.; Elliott, A.; Sargatal, J. 1994. Handbook of the Birds of the World, vol. 2: New World Vultures to Guineafowl. Lynx Edicions, Barcelona, Spain

Ferguson-Lees, J. and Christie, D.A. 2001. Raptors of the world. Christopher Helm, London.

Hagemeijer & Blair (1997). The EBCC Atlas of European breeding birds, their distribution and abundance. Poyser, London.

IUCN. 2015. The IUCN Red List of Threatened Species. Version 2015.1. Available at: www.iucnredlist.org. (Accessed: 10.06.2020)

Meheretu Yonas; Leirs, H (2019). Raptor perch sites for biological control of agricultural pest rodents. In: Nyssen J., Jacob, M., Frankl, A. (Eds.). Geo-trekking in Ethiopia's Tropical Mountains - The Dogu'a Tembien District. SpringerNature. ISBN 978-3-030-04954-6

Mikula, Peter; Morelli, Federico; Lučan, Radek K.; Jones, Darryl N.; Tryjanowski, Piotr (2016). "Bats as prey of diurnal birds: A global perspective". Mammal Review. 46 (3): 160–174. doi:10.1111/mam.12060

Narayanan, E. (1989). "Pariah kite Milvus migrans capturing Whitebreasted Kingfisher Halcyon smyrnensis". Journal of the Bombay Natural History Society. 86 (3): 445.

Orta, J., Marks, J.S., Garcia, E.F.J. and Kirwan, G.M. (2015). Black Kite (Milvus migrans). In: del Hoyo, J., Elliott, A., Sargatal, J., Christie, D.A. and de Juana, E. (eds), Handbook of the Birds of the World Alive, Lynx Edicions, Barcelona.

Strix (2012). Developing and testing the methodology for assessing and mapping the sensitivity of migratory birds to wind energy development. BirdLife International, Cambridge.

Thiollay, J.-M. (2007). Raptor population decline in West Africa. Ostrich 78(2): 405-413.

Whistler, H. (1949). Popular handbook of Indian birds (4th ed.). London: Gurney and Jackson. pp. 371–373. ISBN 978-1-4067-4576-4.