Kurier | Paul Haider

Risiken für heimische Greifvögel

Natur. Windräder können für Adler & Co. gefährlich werden, aber Gift ist das größere Problem

Von Paul Haider
Die Nachricht von Kaiseradler Johannes, der im Weinviertel nach der Kollision mit einem Windrad verendete (der KURIER berichtete), hat diese Woche nicht nur unter Vogelschützern für Bestürzung gesorgt. Es war der siebte in Österreich dokumentierte Fall, bei dem ein Kaiseradler durch eine Windkraftanlage zu Tode kam – wobei es sich bei Johannes um den weltweit ersten auf diese Weise verunfallten Adler handelt, der auch mit einem Sender ausgestattet war. Johannes ist nach Informationen von „BirdLife“ im Nordburgenland aufgewachsen und wurde im Sommer 2021 mit dem Satellitensender ausgestattet. So tragisch der Unfalltod von Johannes dem Kaiseradler auch ist: Eine unverhältnismäßig große Bedrohung für Greifvögel seien Windkraftanlagen deshalb noch nicht, sagt Werner Falb-Meixner, Obmann der Mitteleuropäische Gesellschaft zur Erhaltung der Greifvögel (MEGEG) mit Sitz in Zurndorf, zum KURIER: „Es sterben mehr Greifvögel durch Vergiftung als durch Kollision mit Windrädern“. Detektivarbeit Im Zuge des „LIFE EUROKITE“ Projektes zum Schutz der Rotmilane wird untersucht, welche Umstände für Todesfälle in der Greifvogel-Population hauptverantwortlich sind. Dafür werden die Tiere mit Sendern ausgestattet, wie es auch beim Kaiseradler Johannes der Fall war. Werner Falb-Meixner berichtet von „schockierenden Ergebnissen“: Von 426 mit Sendern ausgestatteten Rotmilanen, bei denen die Todesursache bekannt ist, sind fast 20 Prozent an einer illegalen Vergiftung verendet. Diese vermeidbaren Todesfälle der geschützten Greifvögel seien laut Falb-Meixner in 13 Ländern vorgefallen, vor allem in Südeuropa, der Slowakei und Tschechien. „Gott sei Dank spielt das Problem in Österreich und besonders im Burgenland keine große Rolle. Durch unser Know-how, speziell der laufenden Besenderung vieler Vögel, ist unser Projekt international sehr bedeutend“, erklärt Werner Falb-Meixner. Um das Problem in Zukunft einzudämmen, werden sämtliche Fälle von vergifteten Greifvögel angezeigt. Die Polizei habe bereits einige Täter ausforschen können, lässt die MEGEG wissen.

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