Telemetrie-Projekt Rotmilan – LIFE EUROKITE

Berlin. Am 16.02.2023 wurde eine Kooperation zwischen LIFE EUROKITE und dem BWE (Bundesverband WindEnergie) geschlossen, die dazu beitragen soll das Thema rund um die Diskussion Windenergie und Artenschutz auf wissenschaftlicher Basis zu versachlichen.

Zahlreiche Arten sterben jährlich auf Grund der vom Menschen verursachten Erderwärmung aus. Allein vor diesem Hintergrund ist es notwendig, die elektrische Energie-Erzeugung auf CO2-Neutralität rasch und vollständig umzustellen. Bei der Planung von Windparkprojekten müssen die Artenschutzbelange im ökologischen Gesamtzusammenhang und unter Beachtung des Verhältnismäßigkeits- sowie des Gleichbehandlungsgrundsatzes abgewogen werden. Zu einer hinreichend genauen Darstellung des Gesamtzusammenhangs ist eine umfangreiche Datenermittlung erforderlich. Dies soll im LIFE EUROKITE Projekt, exemplarisch für den Rotmilan, basierend auf einer großen Stichprobe wissenschaftlich fundiert erfolgen. Die Ergebnisse werden in hochrangigen wissenschaftlichen Journalen unabhängig und ergebnisoffen veröffentlicht.


Rotmilan im Nahbereich eines Windparks. © Franz Josef Kovacs

LIFE EUROKITE (LIFE18 NAT/AT/000048) ist ein grenzüberschreitendes Schutzprojekt für den Rotmilan in Europa, zur Reduzierung der Menschen verursachten Sterblichkeit. Innerhalb von LIFE EUROKITE soll den anthropogenen Todesursachen mithilfe von Telemetrie auf den Grund gegangen werden. Im Rahmen des Projektes werden Maßnahmen identifiziert und teilweise umgesetzt, um die anthropogen beeinflusste Sterblichkeit abzusenken.

Bisher (01.2023) wurden 855 Rotmilane innerhalb des Projektes besendert und zusätzlich 136 Daten von bereits besenderten Rotmilanen angekauft. Durch einen Datenaustausch mit Partnern und Kooperationspartnern des Projektes liegen momentan bereits Daten von mehr als 2.200 besenderten Rotmilanen vor. Dieser Datensatz ist in Umfang und Genauigkeit weltweit einmalig! Einen maßgeblichen Anteil dieser Stichprobe stellen Brutvögel aus Deutschland, was eine Auswertung von landesspezifischen Fragestellungen ermöglicht, die über alle bisherigen Analysen weit hinausgeht.


Anzahl unterschiedlicher Rotmilan-Individuen mit Telemetriepunkten im 10 x 10 km Raster in den Jahren 2013 bis 2023 in Europa (ohne UK). Insgesamt konnten bisher 1.198 besenderte Individuen in Frankreich, 1.398 in Spanien, 969 in Deutschland und 291 besenderte Individuen in Österreich dokumentiert werden. © LIFE EUROKITE

Mit dieser Datengrundlage gibt es die Chance, zeitnah einen fundierten Beitrag zur Einordnung der Rotmilan-Kollisionen an Windenergieanalgen in den Gesamtzusammenhang zu leisten. Dabei sollen folgende Aspekte behandelt werden:

  • Erstellung eines allgemeinen Protokolls (methodische Vorgehensweise) zur Auswertung von Mortalitätsursachen
  • Mortalitätsursachen des Rotmilans
  • Kollisionsrisiko im Umfeld von Rotmilanhorsten (Horstbezug)
  • Charakteristik des Flugverhaltens von Rotmilanen in Windparks (Ausweichverhalten)

Bisher (Stand 01.2023) sind 897 besenderte Rotmilane verstorben (nicht berücksichtigt sind jene Rotmilane, bei denen es zu einen Senderausfall gekommen ist). 128 besenderte Rotmilane sind nachweislich durch Vergiftung und 38 durch illegalen Abschuss gestorben. 733 besenderte Rotmilane sind durch andere anthropogene und natürliche Ursachen, wie zum Beispiel durch Prädation, Kollision, Stromschlag oder Krankheit, ums Leben gekommen. Da die pathologischen Untersuchungen in der Regel mehrere Monate in Anspruch nehmen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bei allen Vögeln eine abschließende Beurteilung der Todesursache möglich.

Die meisten Vögel wurden im Nest besendert. Das führt dazu, dass auch Verluste im Nest (hauptsächlich Prädation) berücksichtigt werden. Die Todesursachen und die Verteilung der Todesursachen können sich von Land zu Land unterscheiden.


Zwischenergebnisse der Todfunde der 897 verstorbenen und besenderten Rotmilanen in den Jahren 2013 bis 2023 in ganz Europa. © LIFE EUROKITE

Die vergleichsweise umfangreiche Datenbasis des LIFE EUROKITE Projekts bietet eine solide Grundlage für statistische Analysen und ermöglicht eine wissenschaftliche Auswertung, die bisher so nicht möglich war. Es werden Grundlagen für die Diskussion und für Entscheidungen bereitgestellt, welche die Basis für hochrangige wissenschaftliche Publikationen bilden. Diese Publikationen werden zurzeit in Kooperation mit international ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und der Einbeziehung einer externen Qualitätssicherung erarbeitet, um den bisherigen Erfolg des Vogelschutzes weiter abzusichern, und somit die Verträglichkeit mit den Klimaschutzzielen herzustellen.

Neben der MEGEG als koordinierender Partner, den 18 Partnern des Projektes, 16 Kofinanzierer und über 50 Kooperationspartnern bestehend aus NGOs, Netzbetreiber, (regionalen) Behörden, Universitäten, Ministerien, Energieerzeugern und Planungsbüros unterstützt eine Reihe von Firmen die Umsetzung des Projektes in Bezug auf den Datenaustausch, den Ausbau der Datenbasis durch Besenderungen und die Erarbeitung von wissenschaftlichen Publikationen.

 

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